Idee mit langem Haltbarkeitsdatum: „aris@school“
Praxisnah und kundenorientiert

Textprobe_IHK-20Oldenburg. Starke Ideen zeichnen sich dadurch aus, dass sie ein langes Haltbarkeitsdatum haben und sich schnell zu „Exportschlagern“ entwickeln. Viele solcher Ideen kommen ausdem Oldenburger Land. Ein Beispiel ist „aris@school“, eine Initiative, die Lehrern hilft, Geschäftsprozesse praxisnah im Unterricht zu behandeln.

Ein Kunde ruft im Callcenter an und beschwert sich. Im Lager eines Maschinenbauers geht eine Ersatzteilbestellung ein. Ein Dienstreisender bucht einen Flug … Jede dieser auf den ersten Blick einfachen Situationen stößt einen Geschäftsprozess an, der wiederum aus Einzelschritten besteht.
Wer macht was, was braucht er dazu, und was entsteht daraus? Dies sind die Fragen, auf die alle Beteiligten die Antworten kennen sollten. Je einheitlicher solche Prozesse ablaufen, desto konstanter ist die Qualität der Ergebnisse und desto genauer können die einzelnen Prozessschritte kalkuliert werden. Kurz: Nur wer die Details kennt und gleichzeitig den Überblick hat, kann schnell reagieren, wenn sich Parameter ändern, etwa die Energiekosten steigen.

„Tatsache ist, dass die Technik selbst in den Betrieben meist gar nicht mehr im Fokus steht, sondern die Lösungen. Die Einbindung in die vorhandenen Prozesse ist das A und O. Für diese Integration spielt das Prozessmanagement eine Schlüsselrolle“, erklärt Marc große Austing, Inhalber von Austing Computer (Lohne).

Das schlägt sich auch in der Ausbildung nieder: In den IT-Berufen gehören sie seit Jahren fest zum Stundenplan; in der Ausbildung zum neu geschaffenen Beruf Kaufmann/- frau für Büromanagement sind Geschäftsprozesse als eigenes Lernfeld verankert. „Mit der richtigen Software und den dazugehörigen Lernmaterialien können wir dieses Lernfeld optimal gestalten“, sagt Knut Harms.

Der Lehrer an der Berufsbildenden Schule Haarentor (BBS) ist Mitinitiator und -entwickler der Initiative „aris@school“. Der Startschuss fiel vor rund 12 Jahren – an der Oldenburger BBS. „Wir standen vor der Frage, wie wir Geschäftsprozesse möglichst praxisnah unterrichten können. Mit Tafel und Kreide kommt man da nicht weit“, blickt Harms zurück. Fündig wurden sie mit der Software ARIS Toolset der IDS Scheer AG aus Saarbrücken.

Im April 2002 startete die BBS im Verbund mit Berater Erwin Krupp von der BVG Gesellschaft für Unternehmensberatung GmbH (Schortens) und den Saarbrückern das Pilotprojekt „aris@school“ – damals als „process@school“. Am organisatorischen Rahmen hat auch die IHK mitgebaut.

Vor zehn Jahren wurde das Projekt auf der CeBIT über einen Rahmenvertrag zwischen der IDS Scheer AG und dem Land Niedersachsen längerfristig gesichert. Für lizensierte Schulen ist die Nutzung des Lernprogramms seither kostenlos. Kurze Zeit später folgten Verträge mit weiteren Bundesländern. Inzwischen kommen auch Anfragen aus Österreich und der Schweiz. Die meisten Lizenzen für die Software gibt es nach wie vor in Niedersachsen.

Bis heute hilft Harms Schulen bei Fragen zur Software, erstellt ergänzende Unterrichtsmaterialien und passt das Konzept an die jeweils aktuelle Softwareversion an. Die Rückmeldungen aus der Praxis sind sehr positiv. Christopher Janßen, ehemaliger BBS-Schüler und jetzt IT-Consultant bei der Bents Büro GmbH (Oldenburg): „Durch die ARIS Prozessmodellierung kann ich mich in grundlegende Abläufe und Geschäftsprozesse hineindenken. Das hilft mir, in meinem Beruf als IT-Consultant, die tatsächlichen Arbeitsabläufe zu durchblicken und gegebenenfalls im Sinne des Kunden zu optimieren.“

Derzeit laufen die Vorbereitungen für die schulweite Nutzung der neuen Version ARIS Architect 9.5. „Die Version lebt vom Social Media-Gedanken“, erklärt Harms. Er weiß: Gute Ideen haben nur ein langes Haltbarkeitsdatum, wenn sie mit der Zeit gehen. (ivo)

www.aris-at-school.de

veröffentlicht in: Oldenburgische Wirtschaft, Mitgliedermagazin der Oldenburgischen Industrie- und Handelskammer